2 x 12 Monate Assistenz (oder: Hase und Igel).

hasenundigelDen Alltag mit Zwillingen zu meistern, bedeutet zu versuchen, dem jeweiligen Entwicklungsstand ein Schnippchen zu schlagen. Immer eine Nasenlänge voraus sein. Damit man sich nicht 2x mit Dingen plagt, die nun mal blöd zu handhaben sind. Idealerweise plagt man sich nur 1x.

Ein Beispiel: im ersten halben Lebensjahr der Zwillinge stand in jedem Raum unserer Wohnung etwas, worauf man ein, bzw. zwei Babies ablegen konnte. Wiege, Bettchen, Wippe, Decke auf dem Boden, etc.. Die Kinder konnten sich ja noch nicht alleine fortbewegen. Und so hatte man praktischerweise immer beide im Blick und konnte nebenbei tausenderlei Sachen erledigen, die man halt so im Haushalt zu tun hat. Einarmig-freihändig, mit nur einem Baby auf dem anderen Arm, kann man Erstaunliches leisten. Kochen, Staubsaugen, Wäscheberge beseitigen (Mit zwei Kindern auf dem Arm kann man höchstens noch den Mülleimer mit dem Fuß bedienen, das Radio mit dem Ellenbogen ausschalten, die Türklinke mit einem Babypops runterstemmen). 

Jetzt ist es so. Wir haben ein neues Stadium der Mobilität und somit Autonomie erreicht. Sohnemann läuft seit ein paar Wochen, in Windeseile krabbeln kann er sowieso schon lange. Das Töchterlein läuft erst entlang Wänden und Möbeln, aber auch sie kommt überall, hinwo sie hinwill. Und sie wollen natürlich überall hin. Immer zu zweit. Weiterlesen

Das achte Leben (für Brilka) | Nino Haratischwili

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Das achte Leben (für Brilka) | Nino Haratischwili

Auch wenn ich in den letzten Wochen mehrere Bücher gelesen haben, über die es sich zu berichten lohnt – dieses hier muss einen eigenen Beitrag bekommen, denn es ragt heraus: von der Dicke sowieso, aber auch von der Erzählweise und dem Inhalt.

Mit 1275 Seiten toppt „Das achte Leben (für Brilka) meinen letzten dicken Schmöker nochmal: obgleich ich eine eher ungeduldige Leserin bin, überflog ich hier keine einzige Seite, nicht einmal einen Absatz, so fesselnd war die Lektüre. Ich habe über mehrer Abende das Buch kaum aus der Hand legen können und bis spät, viel zu spät gelesen. Weiterlesen müssen, wie sich die Geschichte fortentwickelt, welche Entscheidungen die Protagonisten fallen, welche Situationen sie stand halten müssen. Nino Haratischwili, eine junge Autorin aus Georgien, lebt in Hamburg und schreibt auf Deutsch. Dies ist ihr drittes Buch und ich wurde neugierig darauf, weil sich die Kritiken durch die Reihe überschlugen. Die Handlung ist nicht leicht zusammenzufassen, denn es gibt so viele Aspekte. Erzählt wird über verschiedenen Ebenen eine georgische Familiengeschichte, die eine Betrachtung des 20. Jahrhunderts (Ost-)Europas auffächtert, die nachdenklich stimmt. Weiterlesen

Moby Dick und die Warterei.

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Vor einem Jahr saß ich mit rundem Bauch auf dem Sofa und las Moby Dick. Mit Resturlaub und Mutterschutz war ich bereits sieben Wochen raus aus dem Büro und hatte nur noch eine Aufgabe: Vorbereitungen treffen für die Ankunft der Zwillinge, Besorgungen machen und die Ruhe vor dem Sturm geniessen. Mich zu entspannen und alle Verpflichtungen und Tätigkeiten runterzufahren. Denn was ich wirklich um alle Umstände vermeiden wollte, war eine Frühgeburt (so sich die denn vermeiden lässt).

Ich las über die Walfischfänger auf der Pequod und ihren düsteren Kapitän Ahab, die auf jahrelangen Fahrten über die Meere nach dem weißen Wal Ausschau halten und ihre Zeit mit viel Warten verbringen. Ein bisschen so fühlte ich mich auch. Ich horchte übers CTG geheimnisvolle, gluckernde Geräusche aus meinem Bauch, bekam langsam selbst walfischartige Proportionen und wartete. Auf was ich genau wartete, wußte ich nicht genau.

Auf die Zwillinge halt.
Auf ein neues Kapitel Leben.
Jedenfalls auf etwas mir völlig Unbekanntes. Weiterlesen